Burglesauer Kirchwege

Eine bis heute bestehende Besonderheit von Burglesau ist die kirchliche Teilung. Das Lesaubächlein zieht mitten durch den Ort die Grenze zwischen den beiden Pfarreien Scheßlitz und Weichenwasserlos. Mit dem Bau der Marienkapelle von Burglesau im Jahr 1952 löste sich das zuvor oft angespannte Verhältnis zwischen dem vorderen und hinteren Dorf. Zurecht singen die Burglesauer in ihrer Hymne: „Das kleine Kirchen mittendrin, es brachte endlich Frieden.“

Die kirchliche Teilung wirkt sich über die Jahrhunderte hinweg bis heute auf viele Strukturen und Gegebenheiten im Alltagsleben aus. So gingen bereits die Kinder in unterschiedliche Schulen. Am Sonntag zogen die einen Familien zum Gottesdienst nach Scheßlitz und die anderen nach Weichenwasserlos. Die Verstorbenen werden bis heute auf den jeweiligen Friedhöfen der beiden Pfarreien beerdigt.

Die zu Weichenwasserlos gehörigen Burglesauer Kinder im hinteren Dorf besuchten die Schule in Weichenwasserlos. Die Kinder aus dem vorderen Dorf besuchten die Schule in Ehrl. Der Kirchweg war somit auch der tägliche Schulweg. Für die Bewohner von Burglesau waren die Kirchwege nach Scheßlitz und Stübig von Kindesbeinen an von hoher Bedeutung.

Der alte Kirchweg nach Weichenwasserlos ist noch immer ein gern genutzter Spazier- und Wanderweg. Durch den Bau der heutigen Gemeindeverbindungsstraße im Jahre 1968 hat der alte Weg nach Scheßlitz dagegen seine Bedeutung verloren. Dabei war er mehr als nur ein Kirchweg: Die alte Straße war zugleich auch die eigentliche Zufahrt von Scheßlitz nach Burglesau.

Am Kirchweg nach Scheßlitz hat Anna Maria Weidner 1860 ein Sandsteinkreuz errichten lassen. Die Stelle ist sicherlich bewusst gewählt: Von Scheßlitz kommend fällt hier nach einer leichten Kurve zum ersten Mal der Blick auf Burglesau und das Lesauer Tal – der Blick auf die Heimat öffnet sich.

DAS KREUZ AM KIRCHWEG NACH SCHESSLITZ:
EIN BEKENNTNIS ZUR HEIMAT

Seit den 1830er Jahren wanderten immer wieder Familien aus Burglesau nach Amerika aus. Mit der zunehmenden Industrialisierung in der Region zogen in den folgenden Jahrzehnten weitere Familien aus Burglesau in nahegelegene Städte, um dort zu arbeiten und sich eine neue Zukunft aufzubauen. Die Errichtung des Weidner-Kreuzes kann vor diesem Hintergrund als Bekenntnis zur Heimat verstanden werden und greift die in den 1860er Jahren einsetzende Aufbruchstimmung im Dorf auf: In den folgenden Jahren werden neue Häuser errichtet und das Selbstbewusstsein der Burglesauer festigt sich.

Der Kapellebauverein Burglesau hat 2022 mit Fördermittel aus dem Regionalbudget 2022 Informationstafeln zur geschichtlichen Bedeutung der beiden Kirchwege errichtet. Auf den Tafeln gibt es jeweils einen QR-Code um weitere Informationen zu erhalten.

Weitere Stationen aus dem Projekt “Die Burglesauer Kirchwege”

Weidnerkreuz

Das Kreuz am alten Kirchweg nach Scheßlitz wurde 1860 von Anna Maria Weidner errichtet. Es ist aus Sandstein gearbeitet. Bemerkenswert ist, dass Kreuzstamm und Querbalken aus einem Stück gehauen sind. Auch der Sockel ist ein einziger Steinblock. Der Bildhauer ist nicht bekannt. In…

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Ehemalige Vogtei

Hier am Ortseingang stand seit dem späten Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert die Vogtei der Egloffsteins. Der Vogt war für die Verwaltung des Burglesauer Rittergut verantwortlich und mit der niederen Gerichtsbarkeit ausgestattet. Er nahm auch die Zehntabgaben der Untertanen entgegen. Diese Rechte und…

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Turmhügelburg

Oberhalb von Burglesau stand hier gegenüber an der nördliche Kante des Reißbergs eine mittelalterliche Turmhügelburg die sich zuletzt im Besitz der Adelsfamilie von Egloffstein befand. Die Turmhügelburg, auch Motte genannt, gehörte wohl ursprünglich als vorgelagerter Verteidigungsposten zur Giechburg. Mit der Errichtung einer neuen…

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Rittergut Burglesau

Durch geschickte Tausch- und Kaufgeschäfte gelang es der Adelsfamilie von Egloffstein bis ins 15. Jahrhundert einziger Grundherr in Burglesau zu werden. Wenn auch einzelne Gehöfte noch bis zur Säkularisisation 1803 im Besitz des Klosters Langheim bzw. des Hochstifts Bamberg waren, so bezeichneten die…

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