Der Kirchweg nach Weichenwasserlos

Burglesau ist ein geteiltes Dorf. Der Bach teilt seit dem Mittelalter den Ort in zwei Pfarrgebiete: So gehört das vordere Dorf zur Pfarrei St. Kilian in Scheßlitz und das hintere Dorf zur Pfarrei St. Martin in Weichenwasserlos. Die Burglesauer Familien besuchten am Sonntag den Gottesdienst teils in Scheßlitz und teils in Weichenwasserlos. Auch die Kinder gingen getrennt in verschiedene Schulen in Ehrl (Pfarrei Scheßlitz) und in Weichenwasserlos.

Diese Trennung geht auf die geteilte Grundherrschaft von Burglesau zwischen dem Hochstift Bamberg und dem Kloster Langheim im Mittelalter zurück. Die zum Kloster Langheim gehörenden Untertanen mussten zum Gottesdienst nach Weichenwasserlos und die Untertanen des Hochstifts nach Scheßlitz.

Der Wege zwischen einem Dorf und der Pfarrkirche wird auch als Kirchweg bezeichnet. Aus Burglesau führten demnach kurioserweise zwei Kirchwege die Menschen zu den Gottesdiensten: Die einen nach Weichenwasserlos und die anderen nach Scheßlitz.

Der Kirchweg hatte für die Menschen eine hohe Bedeutung: Neugeborene Kinder wurden auf diesem Weg zur Taufe in die Kirche getragen. Die Kinder gingen den Weg täglich, um die Schule zu besuchen. Bei Kirchweihfesten gingen Männer und Frauen oftmals gemeinsam in geselliger Runde den Kirchweg. Die Verstorbenen wurden über den Kirchweg zum Friedhof getragen.

Der alte Kirchweg nach Weichenwasserlos ist noch immer ein gern genutzter Spazier- und Wanderweg.

Durch den Bau der heutigen Gemeindeverbindungs-straße im Jahre 1968 hat der alte Weg nach Scheßlitz dagegen seine Bedeutung verloren. Dabei war er mehr als nur ein Kirchweg: Die alte Straße war zugleich auch die eigentliche Zufahrt von Scheßlitz nach Burglesau.

Der Fußweg von Burglesau zur Pfarrkirche Weichenwasserlos hat eine Länge von 2,8 Kilometer.



Die Pfarrkirche St. Martin

Die auf einer Erhöhung am Rand der Straße zwischen Stübig und Weichenwasserlos errichtete Kirche gilt als Urpfarrei und bestand schon um das Jahr 800. Die heutige Pfarrkirche entstand in drei Bauperioden zwischen den Jahren 1400 und 1702/1703. Zuletzt wurden durch den Bamberger Baumeister Bonaventura Rauscher Schiff und Chor erhöht und der Turm neu gebaut.

Die Deckengemälde aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sind leider nicht mehr erhalten. Die Ausstattung geht auf das Jahr 1721 zurück. Der Hochaltar ist ein gemeinsames Werk von Schreiner Martin Walter und Bildhauer Leonhard Gollwitzer aus Bamberg, der auch die übrigen Figuren schuf. Der klassizistische Tabernakel stammt von Georg Hoffmann, das Ölbergrelief aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts von Wilhelm Wurzer.


Den Aufbruch wagen

Du Gott des Aufbruchs, segne uns,
wenn wir dein Rufen vernehmen,
wenn deine Stimme lockt,
wenn dein Geist uns bewegt
zum Aufbrechen und Weitergehen.

Du Gott des Aufbruchs, begleite und behüte uns,
wenn wir uns von Gewohnheiten verabschieden,
wenn wir festgetretene Wege verlassen,
wenn wir dankbar zurückschauen
und doch neue Wege wagen.

Du Gott des Aufbruchs, wende uns dein Angesicht zu,
wenn wir Irrwege nicht erkennen,
wenn Angst uns befällt,
wenn Umwege uns ermüden,
wenn wir Orientierung suchen
in den Stürmen der Unsicherheit.

Du Gott des Aufbruchs, leuchte auch unserem Weg,
wenn die Ratlosigkeit uns fesselt,
wenn wir fremde Lande betreten,
wenn wir Schutz suchen bei dir,
wenn wir neue Schritte wagen
auf unserer Reise nach Innen.

Du Gott des Aufbruchs, sei mit uns unterwegs zu uns selbst,
zu den Menschen, zu dir. Segne uns mit deiner Güte
und zeige uns dein freundliches Angesicht.
Begegne uns mit deinem Erbarmen, und leuchte uns
mit dem Licht deines Friedens auf allen unseren Wegen. Amen.


Weitere Stationen aus dem Projekt “Die Burglesauer Kirchwege”

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Durch geschickte Tausch- und Kaufgeschäfte gelang es der Adelsfamilie von Egloffstein bis ins 15. Jahrhundert einziger Grundherr in Burglesau zu werden. Wenn auch einzelne Gehöfte noch bis zur Säkularisisation 1803 im Besitz des Klosters Langheim bzw. des Hochstifts Bamberg waren, so bezeichneten die…

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Diese Informationsseite wurde durch das Projekt “Die Burglesauer Kirchwege” realisiert.
Das Projekt wurde umgesetzt vom Kapellenbauverein Burglesau e.V. und gefördert durch das Regionalbudget 2022.