Der Wasserwidder im Burglesauer Tal

Als Wasserwidder wird das kleine historische Gebäude am Bachlauf im Burglesauer Tal bezeichnet. Die darin eingebaute Technik diente zur Wasserversorgung von drei höhergelegenen Ortschaften. Eine durch Wasserkraft angetriebene Maschine pumpt das Wasser mit hohem Druck in ein Wasserreservoir. Dabei entsteht ein rhythmisches Klopfen, dass an die Stöße eines Widders erinnert.

Wasser für drei Juradörfer

In den Juradörfern Gräfenhäusling, Schederndorf und Roßdorf war das Wasser schon immer sehr knapp. So gab es im 19. Jahrhundert mehrfach Bemühungen neue Brunnen in den Ortschaften zu bauen. Aber letztlich konnte der tägliche Bedarf an Wasser für die damals rund 450 Einwohner der drei Dörfer, für deren Viehhaltung und zwei Brauereien nicht abgedeckt werden. Deshalb schlossen sich die Gemeinden zu einer Wassergenossenschaft (Wasserzweckverband Schederndorfer Gruppe) zusammen und verfolgten das Ziel im Lesauer Tal einen Teil der Kaiderquellen zu fassen und als Trinkwasser mit Hilfe einer Pumpanlage in die höhergelegenen Dörfer zu befördern.

Technik der Augsburger Maschinenfabrik

Zunächst erwarb der Wasserzweckverband auf der Burglesauer Gemarkung nach langen Verhandlungen die nötigen Grundstücke für die Quellfassung, den Bau der Anlage sowie den Zu- und Steigleitungen. Dann konnte das Projekt endlich umgesetzt werden: Die Augsburger Maschinenfabrik erhielt 1896 den Auftrag eine Anlage für den Wasserzweckverband Schederndorfer Gruppe zu bauen und zu liefern. Die Technik mit der Werksnummer 498 wurde dann vor Ort in das ebenfalls 1896 neu errichtete Widdergebäude eingesetzt. Zeitgleich fassten die Bewohner der drei Juradörfer einen Teil der Kaiderquellen in ein Becken, um es über einer 700 Meter langen Zuleitung zur neuen Anlage fließen zu lassen. Die Leitungen für die Zu- und Steig-leitung aus Guss lieferte die Münchner Firma Jooss Söhne & Company.

Mit Druck nach oben

Über die neue Zuleitung wurden 14 Liter in der Sekunde in die Anlage geführt. Der Wasserdruck setzte die Turbine in Bewegung. Die Turbine wiederum setzte die angeschlossene Stoßmechanik (Wasserwidder) in Bewegung und pumpte so das Wasser der Zuleitung in einen Ausgleichkessel der Anlage und von dort in den 146 Meter höhergelegenen Hochwasserbehälter bei Gräfenhäusling. In einer Sekunde kam dort ein Liter Wasser an. Bereits 1896 konnte der Wasserwidder seine Funktion aufnehmen und zunächst vier Brunnen sowie 13 Hydranten versorgen.

Betrieb bis 2001

Im 20. Jahrhundert hat der Wasserzweckverband Schederndorfer Gruppe in den einzelnen Ortschaften die Haushalte nach und nach direkt an das Wasserleitungssystem angeschlossen. In den 1980er Jahren wurde zusätzlich ein Dieselmotor eingebaut, um die Förderkraft des Widders zu erhöhen. Bis zum 4. Januar 2001 war die Anlage in Betrieb. Die Anlage wurde 2023 grundlegend restauriert.